Japan 2018 Reisebericht

YameHoshino

Japanreise – Tokyo, Kyoto,

Kyushu, Tokoname

 

Nach zwölfstündigem Flug landete das Flugzeug in Narita, Tokio. Schon vom Flugzeug aus sieht man die vielen Reisfelder, die grossen Städte eingebettet in Hügellandschaften und die langen Küstenstrände. Begleitet von meinem Mann mussten wir uns zuerst an die etwas fremd erscheinenden Beschilderungen, ungewohnt riesigen Menschenmengen und all die Gepflogenheiten der Japaner gewöhnen. Schon am zweiten Tag besuchten wir einen vegetarischen Kochkurs und erlernten dort das Frittieren von Tempura und anderen Köstlichkeiten.

Im „Sakurai Tea Experience“ erlebten wir das Teetrinken auf eine neue Art. Teemeister und ehemaliger Barkeeper Shinya Sakurai eröffnete dieses Lokal 2014 in Tokios Edelviertel Omotesando. Im Sakurai kann man exklusive Tees entspannt geniessen. Zum Tee wurden köstliche Wagashi gereicht. Das viergängige Teemenu dauerte anderthalb Stunden und endete mit einem Matcha. Von der Theke aus konnte man dem sorgfältigen Zubereiten der Tees zuschauen. Wir fanden es so spannend und wohlschmeckend, dass wir das Lokal auch gleich noch ein zweites Mal besuchten.

Mit dem Shinkansen reisten wir nach einigen Tagen weiter nach Kyoto. Neben seinen historischen Tempeln, Schreinen und Klöstern, ist Kyoto auch bekannt für den Anbau und die Verarbeitung von Tee höchster Qualität. In Teeräumen mit Tatamimatten wird der Matcha nach traditioneller Teezeremonie serviert. Matchasüssigkeiten verleiteten uns an jeder Strassenecke zum Naschen. Hier lässt sich alles mit Matcha mischen – sogar Bier. Der Ausflug nach Uji war trotz  strömendem Regen nett und interessant. Wir stöberten durch die Teeläden, führten lehrreiche Gespräche und konnten einige wertvolle Kontakte mit Teeproduzenten knüpfen.

Wir folgten der Einladung des Teeproduzenten Aiya in Nishio und verbrachten dort einen unvergesslichen Tag. Vom Handpflücken des Tees durch jeden weiteren Arbeitsschritt wurden wir professionell geführt. Mir wurde wieder einmal bewusst, wie arbeitsaufwendig und anspruchsvoll das Produzieren von Qualitätstee ist, denn für 1kg Matcha mahlen 25 Steinmühlen eine Stunde lang Tencha. Wir durften den Handwerkern, von denen es in Japan nur noch eine Handvoll gibt, in der Werkstatt beim Bauen, Reparieren und Pflegen der Steinmühlen zuschauen. Der Tea-Taster zeigte uns wie er Blends mischt, Kundenwünsche erfüllt und Jahr für Jahr dafür sorgt, dass der Tee dem gleichen Standart entspricht. Wir durften neue Shinchas degustieren – wohl zum ersten mal so frisch. Der Duft der Teeblätter in den Fabriken begleitete uns den ganzen Tag.

Unser nächstes Reiseziel war die Südinsel Kyushu. In Kyushu, wo sich aktive Vulkane befinden, die Badekultur in den Onsen gelebt wird und Grüntee höchster Qualität gedeiht, verbrachten wir eine Woche. Mit einem Mietauto suchten wir nach Teegärten, was schwieriger war als erwartet, denn diese sind erstaunlich gut versteckt. In Hoshino Yame erwartete uns eine wunderschöne Landschaft. Ein Teebauer zeigte uns mit Stolz seinen Teegarten, abgelegen vom Dorf. Wir fuhren auf einer engen Waldstrasse den Hügel hoch. Der darauf folgende Anblick der Teesträucher war bezaubernd. Ein stiller Ort, die gegenüberliegenden Hügel waren vom Nebel umhüllt, die Luft war feucht, es war warm und ich fühlte mich glücklich. Zurück im Dorf tranken wir zusammen Tee – ein schöner Moment. Ich kaufte eine kleine Menge von diesem Shincha.

Wir besuchten Teegärten in Kirishima, Miyazaki und Oita. In Kiutsu besuchten wir einen Teeladen mit 280-jähriger Tradition, welcher mit alten Holzkisten und Keramikgefässen geschmückt war. Die Ladenbesitzerin zeigte uns den Teeraum, indem Teezeremonien stattfinden. Ich stöberte im Laden, kaufte dieses und jenes und auch einen Shincha, welcher dem Kaiser serviert wird, wenn er einmal im Jahr in Kiutsu zu Besuch ist.

Arita liegt auch auf Kyushu und gilt als der erste Ort in Japan, in dem  Porzellan hergestellt wurde. Man fand das Kaolin, ein Mineral zur Herstellung von Porzellan, in den umliegenden Bergen. Koreanische Töpfer, welche dieses Handwerk bereits kannten, wurden nach Japan geholt. Wir führen im Laden viele Teeschalen, Teetassen und Teekannen aus Arita. Schön, konnte ich diesen Ort mit all den Kaminen und Werkstätten nun mit eigenen Augen sehen.

Auf dem Weg zurück nach Tokio, machten wir einen Abstecher nach Tokoname. Tokoname ist eine weitere berühmte Töpferstadt, bekannt für Kyusu Teekannen, auch Einhandkannen genannt, welche seit ca. 160 Jahren aus natürlichem Ton hergestellt werden. Die Farbe des Tons variiert, abhängig vom Eisengehalt, von leuchtendem Rotbraun zu dunklem Braun sowie tiefem Schwarz. Tokoname ist auch die Geburtsstadt der winkenden Glückskatze Maneki Neko. Auf einem Rundgang durch die Stadt konnten wir die Ateliers grosser Meister besuchen. Bald wird auch unser Sortiment mit einer Auswahl dieser Kannen erweitert. Ich freue mich jetzt schon auf’s Auspacken dieser Lieferung.

Mit einem Koffer voller Tee und Matchasüssigkeiten, sowie eindrücklichen, spannenden und lehrreichen Erlebnissen kehrten wir in die Schweiz zurück. Ich trinke eine Tasse Shincha und träume noch davon.

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