Yunnan 2016 Reisebericht

Pu-Erh Teebaum Hekai 600-jährig

Yunnan Teereise Sommer 2016

Im Juli letzten Jahres begab ich mich in Begleitung meiner Familie auf eine abenteuerliche Reise ins ferne China. China, das Land der Drachen, der grossen Mauer, seltsamen Essgewohnheiten, aber eben auch der ältesten Teekultur der Welt. Drei Wochen lang sollte das Abenteuer dauern und geplant war eine Reise durch die Provinz Yunnan 云南im Südwesten Chinas. China ist riesig aber die Wahl fiel schnell auf Yunnan, eine Provinz, welche als Heimat des einzigartigen Pu-Erh-Tees mit exzellentem Tee und wunderschönen Teegärten lockte. Die ersten Tage verbrachten wir in Kunming 昆明, der Provinzhauptstadt Yunnans, und erkundigten die Stadt, welche nicht nur durch die zahlreichen guten Restaurants, die freundlichen Menschen, und den wunderschönen Green Lake beeindruckte, sondern auch durch den riesigen Teemarkt Kunmings, den „Yunnan Wholesale Tea Market“. Der Markt ist so riesig, dass er eher einer kleinen Tee Stadt gleicht. Ein Teeladen reiht sich hier an den nächsten und hunderte von Grosshändlern verkaufen Tee sowie Teezubehör. Die Chinesisch Kenntnisse meiner Tochter kamen hier zum ersten Mal richtig zum Einsatz als wir in einem Laden um den Preis von Gongfucha Zubehör feilschten und in einem weiteren Laden von Händlern zum Teetrinken eingeladen wurden. Uns wurde ein vorzüglicher Dianhong, Schwarztee aus Yunnan, serviert, von dem wir so begeistert waren, dass wir auch gleich davon kauften.

Keramikladen in Jianshui
Keramikladen in Jianshui

Nach einigen erlebnisreichen Tagen in Kunming ging unsere Reise per Zug weiter nach Jianshui 建水, eine Stadt südlich von Kunming, bekannt für den zweitgrössten Konfuzius Tempel Chinas sowie eine lange Geschichte der Keramikherstellung. Die Keramik, welche hier hergestellt wird nennt sich „Purple Pottery“, also „Lila Töpferei“, und wird in der Altstadt in zahlreichen Geschäften angepriesen. Unter den vielen Geschäften fanden wir jedoch schnell unser Lieblingsgeschäft in dem wir wunderschöne Keramikwaren kauften und mit der Inhaberin, einer herzlich freundlichen Dame Tee tranken und plauderten. Wie mit all unseren neuen Freunden tauschten wir beim Abschied nicht nur Visitenkarte sondern auch Wechat (Chinesisches Social Media) aus um in Kontakt zu bleiben.

Keramikladen in Jianshui
Keramikladen in Jianshui

Von Jianshui ging es per langer und etwas wilder Busfahrt hoch in die Berge zu den berühmten Reisterrassen der Yuanyang 元阳 Region. Einige Tage wohnten wir hier in einem kleinen Dorf in mitten der Reisterrassen, wo wir die atemberaubende Natur genossen und zudem die noch immer sehr traditionelle Lebensweise der dort lebenden ethnischen Minderheit der Hani miterleben durften.

Reisterassen in Yuanyang
Reisterassen in Yuanyang

Unser nächstes Reiseziel war Jinghong景洪, eine Stadt in der Region Xishuangbanna 西双版纳, ganz im Süden der Provinz Yunnan, grenzend an Laos und Myanmar. Als wir nach einer ungefähr 10-stündigen Autofahrt endlich in Jinghong ankamen, erinnerte uns das Klima und die Architektur stark an Südostasien und es war schwer zu glauben, dass wir uns noch immer in China befanden. Wie es der Zufall so mag, gehörte das wunderschöne Hotel in dem wir wohnten einem freundlichen Schweizer, welcher sich zudem als Teeliebhaber herausstellte und uns während den nächsten Tagen half unsere Teeausflüge zu organisieren. Den ersten Abend verbrachten wir auf der Hotel Terrasse mit Ausblick auf den Mekong Fluss, umgeben von Palmen, und mit einer köstlichen Tasse Tee. Am nächsten Tag besuchten wir einen Teemeister und Freund unseres Hoteliers in seinem Teehaus in Jinghong und wurden mit exzellentem Dianhong und Pu-Erh in Form von Tuocha verwöhnt. „Yibian hecha, yibian liaotian“ (一边喝茶一边聊天) bedeutet so viel wie „Tee trinken und gleichzeitig quatschen“, und an genau dieses Motto hielten wir uns als wir stundenlang mit dem Teemeister und seiner Frau und Tochter Tee tranken und über Tee und die Welt quatschten.

Pu Erh - Teetrinken in Jinghong
Pu Erh – Teetrinken in Jinghong

Per Auto ging es am nächsten Tag ab in die Teeberge von Menghai County 勐海县 im Westen von Xishuangbanna. Im Berg Hekai besuchten wir einen Teegarten auf ungefähr 1500 Meter Höhe, in dem wir endlich die berühmt-berüchtigten alten Teebäume (Gushu 古树) bewundern konnten. Die Frau des Besitzers, eine Einheimische von Hekai, gab uns eine kleine Führung durch den Garten und zeigte uns den Ältesten der Bäume, ungefähr 800 Jahre alt. Nach so vielen Jahren des Teetrinkens nun endlich vor einer Teepflanze zu stehen, ja sogar einem 800 Jahre alten Teebaum, und die dicken, grünen Teeblätter mit eigenen Händen zu berühren war ein unvergessliches Erlebnis. Neben der Führung durch den Teegarten, erhielten wir auch einen Einblick in die Räume, in denen die Teeblätter verarbeitet werden und durften zudem vom Tee kosten. So sassen wir also da in einer Teestube auf dem Berg Hekai und während draussen die alten Teebäume langsam vom Nebel eingehüllt wurden, schlürften wir drinnen in der Stube an einer Tasse hausgemachten Tees; wohl der Traum eines jeden Teeliebhabers.

Teegarten Hekai Teezubereitung
Teegarten Hekai Teezubereitung
Unsere Yunnan Reise war hiermit noch nicht zu Ende und nach einigen Tagen in Xishuangbanna flogen wir von Jinghong nach Dali im Nordwesten Yunnans und verbrachten dort einige Tage. Nun genossen wir alles was Yunnan ausser Tee noch zu bieten hat; einzigartige Landschaften, die kulturelle Diversität der über 36 dort lebenden ethnischen Minderheiten, eine ausgezeichnete Küche und vieles mehr. Per Bus kehrten wir nach Kunming zurück und einige Tage später war es bereits Zeit China zu verlassen. Schweren Herzens aber mit vielen wunderbaren Erinnerungen, wertvollen neuen Kontakten und ganz viel leckerem Tee im Gepäck machten wir uns auf den Weg zurück in die Schweiz.

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